Die Kirche „Sant Antimo sopra i Canali“

 

Die Kirche, die im Volksmund auch „La Tarsinata“ genannt wird,

spiegelt einen weiten Zeitraum der religiösen und sozialen Geschichte der Stadt, der vom 13. bis zum 19. Jahrhundert und bis in unsere Zeit reicht.

Der gotische Gründungsbau der Kirche aus Alberese Stein stammt aus dem 13.Jahrhundert und wurde auf Initiative der Bruderschaft der Seefahrern erbaut. Der Name „Sopra i Canali“ (über den Kanälen) bezieht sich auf die darunter gelegene monumentale Brunnenanlage, die 1248 von der Republik Pisa fertiggestellt  wurde. Im 16.-17. Jahrhundert ist das Kloster der „Clarisse di S.Anastasia“ angebaut worden. Dieses hat  der Orden bis Anfang 1800 bewirtschaftet, als die Kirche auf Verlangen von Elisa Baciocchi entweiht und zu einem Krankenhaus umgebaut wurde.

Anfangs waren die Kirche, die anstelle von „Pieve di S. Lorenzo“ erbaut worden war, und der Glockenturm ein zusammenhängender Baukörper. Denn aufgrund der unterschiedlichen Bodenniveaus hatte der Glockenturm eine Stützfunktion für den Kirchenraum. In der Folgezeit aber veränderte sich die Nutzung beider Bauwerke. So wurde der Campanile als Wachtturm in die Befestigungs- und Hafenanlage Jacopos III. eingegliedert. Man musste also den Bau des Turmes vorziehen, damit Kirche und Kloster vollendet werden konnten. Die ergibt sich aus der Keramik, die man in den oberen Teilen des Turmes gefunden hat: Sie ist mindestens 20 bis 30 Jahre älter, als die Keramik, die zur Auffüllung des Apsisgewölbes in der Kirche benutzt wurde.

In den Folgejahren wurde der Turm weiter erhöht und in der zweiten Hälfte des 15.Jh.endgültig in die Hafen- und Befestigungsanlage integriert. Seitdem wird er Torre della Tarsinaia oder Tarsinata genannt.

Für die Erhöhung des Turmes wurden teilweise die Mauerkronen, die aus Ziegelbögen bestanden, verwendet und durch eine guelfische Befestigung ersetzt, wie die Fresken des Vasari und die Stadtansichten Piombinos von Pierre Mortier, einem holländischen Kupferstecher und Vedutenmaler, der von 1661 bis 1711 lebte.

Die heute sichtbare Befestigungsmauer ist hingegen mit Schwalbenschwanzzinnen im ghibellinischen Stil gekrönt.

Der Turm ist der einzige Überrest der Verteidigungsanlage der Porta Mare und des Hafens, der heute Porticiolo genannt wird.