Fonte dei Canali (Kanalquell, Kanalbrunnen)

 

Die Fonte dei Canali ist eine Wasserquelle, wobei jüngste hydrographische Untersuchungen zeigen konnten, dass sie aus den Tiefen des Massoncello stammt, des höchsten der Hügel (286 Meter) des Vorgebirges von Piombino. Das Wasser dieser Kanäle versorgte die Stadt seit ihrer Entstehung bis zum Jahre 1925, als die Wasserleitung der Gemeinde ihren Betrieb aufnahm.

Die monumentale Brunnenanlage wurde auf Anordnung der Republik Pisa im Jahre 1248 errichtet, ausweislich der mittleren Gedächtnistafel, die den Namen von Ugolino Assopardi aufweist, des Kommandanten aus Pisa für den Bezirk Piombino, Elba und Baratti. Der Brunnenaufsatz besteht bis zu einer gewissen Höhe aus Alberese-Kalkstein und dann weiter oben aus einfachem Mörtel. Die zahlreichen Wappen unterhalb der auskragenden Konsole des Aufsatzes bieten keinerlei Hinweise zur Familienzugehörigkeit; vermutlich beziehen sie sich jedoch auf den Stadtkommandanten Assopardi. An den Seiten der Wasserspeier (oben) befinden sich Wappen aus Marmor; das linke Wappenbild (Blickrichtung des Betrachters) zeigt Jacopo IV Appiani; die andere Wappentafel ist fast unkenntlich, man sieht jedoch noch das Wappenzeichen der Appiani im Wappenfeld. Zwischen dem ersten und dem zweiten der Tierköpfe sind aus einem Kalkbrocken zwei Nattern herausgeschlagen, die sich am Kopf vereinen, wie kurz vor dem Biss. Im Altertum glaubte man, die Fortpflanzung dieser Wasserschlangen würde durch Vereinigung der Mäuler erfolgen. Vielleicht wollte der Steinmetz den alten Namen dieser Quelle weitergeben, an den man sich heute noch erinnert: Die Quelle der verliebten Schlangen.

Das aus dem Erdreich austretende Wasser wird in einer Wanne hinter dem Brunnenaufsatz (links vom Betrachter) aufgefangen. Nachdem zunächst die Verunreinigungen abgeschieden sind, läuft das Wasser in eine zweite Wanne,  die mit der Frontseite über ein obenliegendes Fenster verbunden ist. Hier wird das Wasser weiter geklärt und tritt dann aus den Öffnungen aus; eine der ursprünglich fünf Austrittsöffnungen wurde Ende des 19. Jhdts. durch Küfer beschädigt, die ihre Erzeugnisse aus Holz hier in das Wasser tauchten, um sie abzudichten; dadurch wurde der Marmor immer wieder bestoßen und beschädigt.

Die Austrittsöffnungen in Tiergestalt (ein Pferd und drei Bulldoggen) sind ein Jugendwerk von Nicola Pisano; dies konnten genaue Prüfungen durch zahlreiche Spezialisten für mittelalterliche Kunstgeschichte zeigen. Die jetzigen Wasserspender sind Kopien; aufgrund ihres hohen künstlerischen Wertes sind die Originale im Museum für Mittelalterliche Keramik innerhalb des Kastells ausgestellt, in einer Szenerie, die durch Bild und Ton ihre ursprüngliche Position am Meer zeigt.

In der Mitte der "Kanäle" beweisen zwei Fragmente die Durchführung von Restaurierungen im 16. Jhdt.; oben zeigt eine Skulptur von Andrea di Francesco Guardi (1470) die Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Auch diese Zeugnisse sind Kopien; die Originale befinden sich im Stadt- und Diözesanmuseum der "Concattedrale di Sant'Antimo Martire".