Das alte Hospital

 

Dieser Name fasst gefühlsmäßig für die Bevölkerung einen Komplex von Gebäuden zusammen, der ursprünglich einen religiösen und dann militärischen Charakter hatte, sodann zur Krankenbetreuung diente und jetzt für Privatwohnungen genutzt wird. Der Name lebt statt früherer Bezeichnungen weiter, auch wenn inzwischen seit vielen Jahren das Krankenhaus von Villamarina in ein anderes Stadtviertel verlegt wurde. In Wirklichkeit müsste es "Neues Hospital" genannt werden, denn es war für seine Entstehungszeit (Anfang 19. Jh.) neuartig, aufgrund des geänderten Verständnisses von Hilfeleistungen und hygienisch-gesundheitlichen Maßnahmen von Seiten der Bonaparte-Baciocchi.

Diese Maßnahmen sahen Krankenhausaufenthalte und Behandlungen für alle Kranken vor, und nicht nur für Arme und Behinderte. Für die Behandlungen dachte man an große und gut belüftete Räume, möglichst am Meer. Das Krankenhaus trat so an die Stelle des mittelalterlichen Dreifaltigkeits-Hospitals an der Piazza Manzoni, das unter religiöser Leitung verblieb.

Im Jahre 1810 bezogen die mit dem Bauwerk befassten Ingenieure zwei frühere Gebäude mit ein: die Kirche "S. Antimo sopra i canali", die aus der ersten Hälfte des 13. Jh. stammte und im gotischen Stil erbaut wurde, kenntlich an den Spitzbogenfensteröffnungen sowohl auf der Nordseite wie auf der Ostseite (Apsis), und das Frauenkloster der Heiligen Anastasia, Schutzpatronin der Stadt seit 1615.

Das 1810 gegründete Hospital trug die Bezeichnung "Königliches Hospital" schon seit dem Dekret des Großherzogs der Toskana aus dem Jahre 1833, und es war zur Behandlung der Malaria anerkannt und akkreditiert. Es erfüllte militärische und zivile Funktionen und bestand bis 1925, als die örtlichen Behörden mit seiner Renovierung den Architekten Ugo Giovannozzi beauftragten, einen der gefeiertsten Künstler des angehenden 20. Jhdts. Es erfolgte eine Erweiterung der Bettensäle, die große Fensteröffnungen erhielten; moderne OP-Säle wurden eingerichtet, ebenso wie die Erste-Hilfe- und Notfallabteilung und die Reha-Einrichtungen. Anfang des 20. Jhdts. erfolgten intensive Forschungen und Behandlungsmaßnahmen für berufsbedingte Atemwegserkrankungen, die auf die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zurückzuführen waren. Die Förderung dieser medizinischen Forschungen mit einem ausgeprägten sozialethischen Impuls erfolgte durch hochcharismatische Arztfiguren, die in der Stadt arbeiteten, wie Antonio Mori, medizinischer Direktor seit 1905, und Ettore Zanellini. Das Krankenhaus wurde weiterhin unter dem Namen "Ospedale Vittorio Emanuele III" bis zur republikanischen Wende der Institutionen betrieben, als es den Namen "Gemeindekrankenhaus von Piombino" annahm; schließlich ging es in den neuen Gebäuden der sechziger Jahre auf, die ab den achtziger Jahren erweitert wurden.

Giovannozzi – Architekt dieses Hospitals – arbeitete in Piombino bis Ende der dreißiger Jahre des 20. Jhdts. und errichtete weitere öffentliche und freizeitbezogene Bauten. Er verfügte in seinem Beruf über die Bereitschaft, den Bürgern der Stadt zu dienen. Für die Arbeiten zur Renovierung des Hospitals, die mehr als acht Jahre andauerten, verlangte er keinerlei Geldzahlung. Er bat lediglich um die Erlaubnis zum Anbringen einer Gedächtnistafel für seinen Sohn Mario, der bei einem Flugunglück verstorben war.