Via Leonardo da Vinci (rev)

 

Im Laufe der Jahrhunderte der Unabhängigkeit des Fürstentums Piombino (sie dauerte mehr als vier Jahrhunderte, von 1399 bis 1815) wurde die Stadt durch viele Künstler, Könige und Päpste aufgesucht. Die bekannteste dieser Personen ist zweifellos Leonardo da Vinci, und nicht zufällig wurde diese Straße nach ihm benannt, die vom landseitigen Tor ausgehend die Zitadelle, als Residenz der Fürsten, umschließt und befestigt.

Pier Soderini Bannerträger von Florenz auf Lebenszeit, schickte Leonardo im Jahre 1504 nach Piombino.

Die Soderini nutzten Leonardos Anwesenheit bei der Planung der Befestigung der Stadt um die Beziehungen mit den Appiani wieder aufzunehmen, nachdem sie die Stadt von 1501 bis 1503 den Machenschaften von Cesare Borgia überlassen hatten. 1502 war Leonardo sogar höchstpersönlich im Gefolge des Borgia in Piombino dabei. So hatte Leonardos Mission 1504 neben militärischen auch politische Zielsetzungen.

Leonardo befand sich daher in Piombino im Jahre 1502 und auch im Jahre 1504, ausweislich seiner Schriften, Zeichnungen und Projekte, die insgesamt einen Teil des in der Nationalbibliothek von Madrid aufbewahrten Codex Madrid II bilden.

Der Aufenthalt im Jahre 1504 war daher ein diplomatischer Schachzug von Seiten der Republik Florenz in der Absicht, die Beziehungen zu den Appiani wieder aufzunehmen; für Leonardo war sein Aufenthalt während der fast zwei Monate fruchtbar, die er in dieser Stadt verbrachte. Er führte zahlreiche Projekte und Zeichnungen durch, wobei sich die wichtigsten auf die Verteidigung der Landseite der Zitadelle und des Kastells beziehen. Er bezog den Mauerring entlang der Straße mit ein, die heute seinen Namen trägt, wobei er einen nach außen hin stärker geöffneten Mauerverlauf plante, damit die Zitadelle über eine bessere Anbindung und Verteidigung verfügen konnte. Er ließ den Hügel von Santa Maria teilweise abtragen (hier wird dann im Jahre 1900 das Kloster der Franziskaner errichtet), um dem Feind keinen bequemen Schutz genau vor der Zitadelle zu bieten. Er plante die Errichtung eines hohen und massiven Turms, der an das Kastell als Bastion angegliedert werden sollte.

Das Geschlecht der Appiani verwertete seine Zeichnungen in den nachfolgenden Jahrzehnten und erstellte die lange Mauer, die ab dem Anfang des Aufstiegs dieser Straße eine Verbindung zur Landseite der Zitadelle schuf, also jenes Ortes, wo die Herren ihren Sitz hatten. Hier errichteten sie - stets auf der Grundlage der Zeichnungen von Leonardo - eine hohe und durch drei Bastionen verteidigte Mauer.

Mitte des 16. Jahrhunderts interessierte sich Cosimo I de' Medici für Piombino, um seinen Einfluss auszubauen. Seine Ingenieure errichteten Festungen zum Ausbau der Verteidigung der Stadt; das Vorwerk wurde auf der Innenseite ausgebaut, mit einer Plattform, die einen korrekten Einsatz der neuen Schießscharten für die Kanonen ermöglichen sollte, nach Abbau der früheren Zinnen. Ein weiteres Bollwerk wurde in der Mitte der Via Leonardo errichtet, damit ihr langer Verlauf besser verteidigt werden konnte. Die Plattform der Medici wurde durch Nanni Ungaro entworfen; der Abschluss erfolgte durch Francesco da Sangallo und Giovanni Camerini, den Architekten, der auch die Festung der Medici in Sternform rings um das Kastell errichtete.